Herr Bombelmann und Hubert, der Maulwurf

Es war wieder einmal Herbst. Herr Bombelmann hatte sich den Mantel angezogen, einen leichten Schal um den Hals gewickelt und war in feste Schuhe geschlüpft. Seinen lustigen Hut hatte er sowieso auf dem Kopf, weil er den ja immer trug. Er wollte ein wenig spazieren gehen. Draußen war es windstill. Für den Herbst eher ungewöhnlich. Auf seinem Weg kam er ziemlich nahe an einem Fluß vorbei. Dort standen viele Bäume, deren Blätter nicht mehr grün waren. Manche Blätter waren gelb, andere braun oder auch rot. Sie hatten zum Teil nicht mehr die Kraft, sich mit ihren dünnen Armen an den Ästen festzuhalten. Immer, wenn sie loslassen mussten, segelten sie langsam zu Boden. Wie eine Feder. Herrn Bombelmann machte es Spaß, den Blättern zuzusehen, wie sie so fielen. Er sah, wie sich ein Blatt nicht mehr festhalten konnte und den Ast losließ. Es tanzte in der stillen Luft noch ein paar Figuren, bevor es auf der Wiese landete. Es lagen schon viele Blätter dort. Doch dieses eine bewegte sich auf der Wiese noch einmal. “Nanu”, dachte Herr Bombelmann, “ein Blatt, das sich ohne Wind bewegt? Das ist ja seltsam!” Und schon sah er, dass sich das Blatt nicht von alleine bewegt hatte. Es wurde bewegt. Es war einem kleinen, schwarzen Maulwurf direkt auf seinen Weg gefallen. Dieser war dagegen gelaufen und hatte es zur Seite geschoben. Herr Bombelmann ging zu dem Maulwurf und sagte: “Hallo, was machst du denn am hellen Tage hier draußen? Ihr Maulwürfe seid doch meistens nur unter der Erde unterwegs! Und wenn ihr mal rauskommt, dann höchstens nachts!” Der kleine, schwarze Maulwurf hob seinen Kopf und drehte ihn in alle Richtungen. Seine kleinen Augen kniff er dabei zusammen und sagte: “Ja ja, das stimmt schon. Aber ist denn nicht Nacht? Habe ich etwa so lange geschlafen, dass ich nicht einmal gemerkt habe, dass es schon Tag ist? Und außerdem: Wo bist du, der mit mir spricht?” Herr Bombelmann war erstaunt. Der Kleine musste ihn doch sehen. Er bückte sich direkt vor ihn und sprach mit ihm. “Ich stehe hier. Genau vor dir. Siehst du mich denn nicht?” Der kleine, schwarze Maulwurf antwortete: “Wenn ich dich sehen würde, dann bräuchte ich nicht zu fragen, wo du bist!” Das war natürlich richtig. Warum sollte man eine Frage stellen, deren Antwort man selbst schon wusste? Herr Bombelmann streckte dem Maulwurf seine Hand entgegen, damit dieser ihn erschnuppern konnte. Mit seinen kleinen Pfoten, die aussahen wie Schaufeln, versuchte der Maulwurf auf die Hand zu klettern. Herr Bombelmann half ihm vorsichtig dabei. “Wenn du so schlecht sehen kannst, warum warst du dann noch nicht bei einem Augenarzt?” wollte Herr Bombelmann wissen. Der kleine, schwarze Maulwurf antwortete: “Warum sollte ich zu einem Augenarzt gegangen sein? Wir Maulwürfe arbeiten doch eigentlich nur unter der Erde. Da ist es sowieso dunkel. Selbst wenn ich bei Tag gut sehen könnte, das würde mir unter der Erde nichts helfen!” Das war logisch. Die Maulwürfe halfen sich im Dunkeln mit ihren Nasen, die wie Rüssel nach vorne wuchsen und mit denen sie sehr gut riechen konnten. Und mit ihren Pfoten, mit denen sie sehr gut fühlen konnten. So konnten sie gehen, wohin sie wollten und fanden immer wieder nach Hause zurück. Herr Bombelmann sagte nun: “Wenn du aber besser sehen könntest, dann hättest du gewusst, dass es jetzt Tag ist und nicht Nacht. Dann hättest du gesehen, wie das Blatt herunter gefallen ist und hättest zur Seite gehen können. Und du hättest mich sofort gesehen und hättest dich verstecken können. Denn ihr Maulwürfe seid doch sonst sehr scheue Tiere, die sich nicht sehen lassen wollen.” Der kleine, schwarze Maulwurf überlegte einen Moment. Da hatte der Mann natürlich recht. Er sagte: “Wenn ich jetzt schon hier bin, könntest du mir den Weg zum Augenarzt zeigen? Oder sogar mit mir hingehen?” Herr Bombelmann, der ein sehr guter Mann war und den Menschen, Tieren und Pflanzen half, wo er nur konnte, wollte das natürlich tun. Er steckte den kleinen, schwarzen…