Herr Bombelmann und sein Weihnachtserlebnis
Das schöne, aber alte und immer saubere Auto holperte in der frühen Dunkelheit des 24. Dezember gemütlich vor sich hin. Herr Bombelmann befand sich auf dem Weg nach Hause, denn er wollte auf keinen Fall die Bescherung verpassen – das sei schließlich das Spannendste des Tages, fand er. Gerade bog er um die Ecke und hatte nur noch wenige Meter bis zu seinem kleinen bunten Haus zu fahren, als aus der dichten, schweren Wolke über ihm Sterne herauspurzelten. Diese waren jedoch nicht, wie er es bisher kannte, golden glitzernd. Nein, sie leuchteten mal, waren im nächsten Moment nicht mehr zu sehen, blinkten wieder, erloschen und lösten sich auf zu feinem Staub – der dunkel auf den Boden herabrieselte.
Herr Bombelmann stoppte am Straßenrand, denn so etwas hatte er noch nie gesehen. Überrascht und fasziniert zugleich starrte er nach oben. Dort glitt langsam, ganz langsam, aus dem dicken Nebel der Wolken ein vornehmer Schlitten in Richtung Straße herunter. Seine geschwungenen Kufen waren vorne rund nach oben gebogen. Zwei große, dicke Säcke standen hinter den üppigen Polstern, die weich und angenehm zu sein schienen. Zumindest musste man das im schwachen Lichtschein der Straßenlaternen annehmen. Auf diesen Polstern saß ein rundlicher Mann. Er hatte einen langen weißen Bart, war eingehüllt von dunklem Staub und hustete, was das Zeug hergab. Aus dem hinteren Teil des Schlittens schoss stoßweise dieser Staub heraus. Seltsame Sterne, die sich während des Fallens auflösten, funkelten ein letztes Mal schwach um die Wette. Man konnte meinen, sogar die Rentiere, die den Schlitten zogen, hätten ein wenig die Orientierung verloren. Sogar sie husteten und niesten – was für sie bestimmt unangenehm war. Rentiere husten und niesen sonst nie.
Inzwischen war der Schlitten auf der Straße gelandet und der Mann, der einen roten Mantel mit weißem Fellkragen trug, heruntergestiegen.
Mit angenehm dunkler und doch sanfter Stimme sagte er wie zu sich selbst: „Jahr um Jahr hast du mich zuverlässig überall hingeflogen. Noch nie mussten die Menschen auf ihre Geschenke verzichten. Und jetzt machst du solche Sachen mit mir. Na, dann möchte ich doch mal schauen, was mit dir los ist. Vielleicht finde ich ja etwas.“
Er ließ sich auf die Knie sinken, beugte sich seitlich weg und versuchte unter das ungewöhnliche Fluggerät zu sehen.
„Hallo Weihnachtsmann“, rief Herr Bombelmann, „falls dein Schlitten schlapp macht und du ihn reparieren musst, kannst du das gerne in meiner Garage tun. Da hast du Licht und kannst besser sehen.“
Der Schlittenfahrer erhob sich, wandte sich Herrn Bombelmann zu und antwortete nach kurzem Überlegen: „Ja, es wäre in der Tat schön, wenn ich mehr sehen könnte. Hier ist es recht dunkel. Da wird es schwierig, meinen Schlitten zu reparieren. Außerdem ist es besser, wenn mich nicht so viele Menschen entdeckten – noch dazu in einer solchen Situation.“ Und nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: „Woher weißt du, wer ich bin?“
Herr Bombelmann lächelte: „Wer solltest du denn sonst sein? Ich wüsste nicht, wer außer dir am 24. Dezember mit einem Schlitten aus den Wolken herausgleiten könnte.“